Regionale EU-Plattform-Tagung zur Sicherung der Almwirtschaft in Südtirol

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Am 24. Oktober 2024 fand in Salern, Südtirol, im Rahmen des LIFEstockProtect-Projekts ein regionaler Workshop der EU-Plattform zur Sicherung der Almwirtschaft im Angesicht der Rückkehr der Beutegreifer statt. Die Veranstaltung wurde als Begleitveranstaltung der Salern Livestock Protection Days organisiert und brachte Vertreter der EU-Plattform, regionale Plattformmitglieder sowie verschiedene Interessengruppen zusammen. Ziel war es, Erfahrungen mit Plattformen zum Umgang mit Großraubtieren auszutauschen und gemeinsame Lösungsansätze für Südtirol zu entwickeln.

An dem Workshop nahmen insgesamt 15 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft und Politik teil. Vertreten waren landwirtschaftliche Verbände, die die Interessen der Almbauern und Nutztierhalter repräsentieren, sowie Naturschutzorganisationen, die sich mit dem Management von Großraubtieren und Biodiversität beschäftigen. Zudem waren Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger auf regionaler und europäischer Ebene anwesend, um rechtliche Rahmenbedingungen, Fördermöglichkeiten und Herdenschutzmaßnahmen zu diskutieren. Auch Jagd- und Weidewirtschaftsorganisationen brachten ihre Perspektiven zu Wildtiermanagement und Weidehaltung ein.

Aktuelle Situation in Südtirol

Die Rückkehr der Wölfe nach Südtirol stellt Landwirte und Behörden vor Herausforderungen. Laut EURAC Research sind derzeit 39 genetisch bestätigte Wölfe und sieben Rudel bekannt, mit einer geschätzten Gesamtpopulation von über 78 Tieren. Auch ein überwinternder Bär wurde registriert. Die steigenden Schäden an Nutztieren und das bestehende Weidesystem ohne feste Herdenschutzmaßnahmen erschweren die Sicherung der Almwirtschaft. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein dafür, dass Lösungen gefunden werden müssen, die eine zukunftsfähige landwirtschaftliche Nutzung der Almen gewährleisten, kulturelle Traditionen erhalten und die regionale Ernährungssicherheit langfristig sicherstellen.

EU-Ansätze zum Management von Großraubtieren

Die Europäische Kommission betonte ihre Unterstützung für regionale Plattformen und Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft in von Großraubtieren besiedelten Gebieten. Der kürzlich vorgeschlagene Änderungsantrag zur Anpassung des Schutzstatus des Wolfs innerhalb der Berner Konvention soll den Mitgliedstaaten mehr Flexibilität in der Verwaltung der Wolfspopulationen geben. Gleichzeitig bleibt der Schutzstatus bestehen, sodass nachhaltige Strategien weiterhin notwendig sind.

Positive Erfahrungen aus anderen Regionen

Vertreter aus dem Dinarischen Raum, Finnland, Vercors (Frankreich) und Grosseto (Italien) berichteten von erfolgreichen Ansätzen in ihren Regionen. Besonders hervorzuheben sind Dialogprozesse mit allen beteiligten Gruppen, der Austausch von Best Practices und die Entwicklung von Herdenschutzmaßnahmen, die sowohl den Interessen der Landwirte als auch dem Naturschutz gerecht werden. Diese Erfahrungen zeigen, dass eine konstruktive Zusammenarbeit möglich ist und langfristig positive Veränderungen bewirken kann.

Zukunft einer Plattform in Südtirol

Die Diskussionen während des Workshops zeigten ein klares Interesse an der Schaffung einer regionalen Plattform zur Sicherung der Almwirtschaft in Südtirol. Ziel wäre es, einen offenen und lösungsorientierten Dialog zwischen Landwirten, Naturschutzorganisationen, politischen Entscheidungsträgern und Wissenschaftlern zu ermöglichen. Themen wie Bestandsmanagement, Herdenschutzmaßnahmen und die Zukunft der Almen wurden intensiv diskutiert. Eine solche Plattform könnte nicht nur bestehende Konflikte entschärfen, sondern auch innovative Ansätze für eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung und die langfristige Sicherung der Ernährung in der Region entwickeln.

Konkrete nächste Schritte

Die Teilnehmer waren sich einig, dass der Aufbau einer Plattform realistisch und machbar ist. Als nächste Schritte sollen politische Entscheidungsträger einbezogen, erfolgreiche Beispiele aus anderen Regionen genutzt und klare Beteiligungsregeln formuliert werden. EURAC Research hat angeboten, den Prozess zu unterstützen und eine Plattform zu organisieren, da ausreichendes Interesse besteht.


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