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Der jüngst veröffentlichte Länderbericht der Europäischen Kommission zur Umsetzung der Naturschutzrichtlinien wirft ein kritisches Licht auf den Stand des Herdenschutzes in Österreich. Insbesondere beim Management großer Beutegreifer – allen voran dem Wolf – zeigen sich laut EU-Bericht strukturelle Defizite, die eine erfolgreiche Koexistenz mit Weidetierhaltung erheblich erschweren.
Fehlende Einheitlichkeit und Koordination
Die Europäische Kommission bemängelt, dass der Herdenschutz in Österreich derzeit nicht flächendeckend, standardisiert oder langfristig gesichert ist (S. 13–14, 17). Unterschiedliche gesetzliche Rahmenbedingungen in den Bundesländern führen zu fragmentierten Zuständigkeiten und erschweren eine kohärente Strategie. Diese Unklarheit unterminiert die Effektivität der Schutzmaßnahmen – sowohl für Nutztiere als auch für streng geschützte Arten wie den Wolf.
Illegale Tötungen untergraben Artenschutz
Ein besonders alarmierender Befund betrifft die illegale Verfolgung von Wölfen. Der Bericht nennt Wilderei, Abschüsse und Vergiftungen als Hauptursachen für das Scheitern von Wiederansiedlungsprojekten – insbesondere beim Luchs in den Alpen – und als zentrale Hürde für die stabile Etablierung des Wolfs als reproduzierende Art (S. 13, 17–18). Österreich bleibt damit eines der wenigen Länder, in denen der Schutzstatus dieser Arten durch direkte Mensch-Wildtier-Konflikte akut gefährdet ist.
Herdenschutz als Lösung – aber noch nicht systemisch verankert
Obwohl der Einsatz von Herdenschutzhunden, Elektrozäunen und angepasstem Weidemanagement als Schlüsselstrategien gilt, ist deren Umsetzung in Österreich laut Bericht nicht ausreichend institutionalisiert. Es fehlen standardisierte Anforderungen, Ausbildungssysteme, eine zentrale Steuerung sowie finanzielle Planungssicherheit für Tierhaltende. Vielerorts werden Herdenschutzmaßnahmen nur projektbezogen und nicht nachhaltig gefördert (S. 13, 17).
LIFEstockProtect als positiver Impulsgeber
Gerade hier setzt das von der EU geförderte Projekt LIFEstockProtect an: Es hat in den vergangenen Jahren eine flächendeckende Aus- und Weiterbildung von Weidetierhalter:innen, Berater:innen, Behörden und Tierärzt:innen ermöglicht. Ziel war es, ein gemeinsames Verständnis für effektiven, praxistauglichen und tiergerechten Herdenschutz zu schaffen – und langfristig die Basis für die breite Umsetzung in ganz Österreich und darüber hinaus zu legen. Die im Projekt entwickelten Schulungsmodule, Trainings und Fachveranstaltungen bilden ein wertvolles Fundament für die nächsten politischen und praktischen Schritte.
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