Herdenschutz im Trentino – die Tuena Alm als Beispiel

Es war eine gemischte Gruppe, die sich zum Herdenschutzkurs traf: Landwirte, Hirten, Tierärzte und Vertreter des WWF, teils aus Südtirol, teils aus dem Trentino. Gemeinsam wanderten sie zur Tuena Alm, wo Ivan Zanoni seit Jahren seine Milchziegen weidet, beschützt von Hunden der Rasse Maremmano Abruzzese.

Auf der Alm gab uns der Förster Matteo Zeni einen Einblick in die Herdenschutzmaßnahmen, welche die Autonome Provinz Trient den Tierhaltern und Imkern anbietet. In der Landesverwaltung gibt es spezialisierte Förster, welche die Tierhalter beraten, Herdenschutzmaterial vorhalten und bei Bedarf (Übergriffe von Wölfen oder Bären) den Bauern helfen, ihre Tiere zu schützen. Das Material wird an interessierte Bauern unentgeltlich verliehen. Es gibt auch Beiträge, wenn die Bauern bevorzugen, Zaunmaterial selbst anzukaufen; die meisten Tierhalter entscheiden sich aber für die Leihgabe. Die Provinz fördert auch den Ankauf von Herdenschutzhunden. Um die Hunde zu erhalten, müssen die zukünftigen Hundehalter einen kurzen Kurs absolvieren, der ebenfalls von der Provinz organisiert wird. Jedes Jahr nutzen im Trentino über zweihundert Imker und Tierhalter diese Hilfen.

Was bei der Anschaffung von Herdenschutzhunden zu beachten ist

Anschließend gab Chiara Crotti von Eliante einen Einblick in die Haltung von Herdenschutzhunden. Sie betonte dabei vor allem, dass die Herkunft eines solchen Tieres von Eltern, welche als Herdenschutzhunde arbeiten, äußerst wichtig sei. Genauso wichtig sei auch, dass der Tierhalter sich vorab genau über die Bedürfnisse der Hunde informiere, und dass er sich Begleitung und Beratung in der ersten Zeit organisiere. Herdenschutzhunde seien keine Möbelstücke, welche man einfach zu den Nutztieren dazustellen könne. Man müsse diese an seine Tiere gewöhnen und auch weiterhin betreuen und begleiten, nur dann würden sie ihre Aufgabe erfüllen.

Ivan Zanoni führte uns über seine Alm und erzählte dabei von seiner Leidenschaft für die Ziegen und wie er die Alm bewirtschaftet. Er habe außer den Ziegen auch noch Rinder, Esel und Schafe auf der Alm. Die ersten Verluste habe er unter den Eseln gehabt. Ab da habe er begonnen, Herdenschutz zu betreiben. Er sei der Landesverwaltung sehr dankbar für die Hilfestellung, die sie ihm geboten hatte. Seitdem er seine Hunde habe, habe er keine Verluste mehr gehabt. Seine Ziegen seien im Winter mit den Hunden in einem Stall im Tal.

Gespannt lauschen die Teilnehmer den Ausführungen der Referent:innen

Zertifizierungen und Förderungen für Herdenschutzhunde

Johanna Platzgummer stellte vor, was das Projekt LIFEstockProtect in Bezug auf Herdenschutzhunde vorhat: Es wird zur Zeit eine Zertifizierung aufgebaut, damit möglichst nur Hunde eingesetzt werden, welche auch für ihre Aufgaben geeignet sind. Weiterhin setzt sich das Projekt dafür ein, dass im Projektgebiet die Haltung der Tiere gefördert wird (Futter- und Tierarztkosten), nicht jedoch der Ankauf, da man in anderen Gebieten die Erfahrung gemacht hat, dass durch die Förderungen der Preis der Hunde gestiegen sei, so dass die Förderung nur den Hundezüchtern zugutekam, aber nicht den Landwirten.

Um viele Eindrücke reicher und gestärkt durch die wunderbare Küche auf der Tuena Alm wanderten die Teilnehmer heimwärts. Einige diskutierten bereits die Integration von Herdenschutzhunden in ihre Herden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert