Partnermeeting und Exkursion Lausitz

Vor kurzem fand das diesjährige Partnermeeting von LIFEstockProtect statt. Dafür nahmen sich alle Partner Zeit, um in die Lausitz zu fahren, eine Region in Ostdeutschland; sie umfasst Teile Brandenburgs und Sachsens. Die Lausitz wurde als Ziel für die Partnerexkursion gewählt, da dort mit dem Thema Herdenschutz meist konstruktiver und entspannter umgegangen wird als in der Alpenregion und wir, als LIFEstockProtect, neue Einsichten in das Thema erlangen wollten. Dafür wurden einige Betriebe besucht, die verschiedene Herdenschutzmaßnahmen umsetzen und trotz Präsenz großer Beutegreifer mit ihrer Arbeit weitermachen.

Die Wolfsregion Lausitz

In der Lausitz gibt es viele Wölfe. Der erste wurde im Jahre 1996 in der Nähe eines Truppenübungsplatzes gesichtet. Schon einige Jahre später hat sich in der Gegend das erste Rudel gebildet und es gab Welpen. Die Anwohner:innen waren erst mal vor den Kopf gestoßen, da der Wolf auch direkt im Ort gesichtet wurde. Das Institut LUPUS hat es sich somit zur Aufgabe gemacht, fachliche Beratungen in Sachsen und anderen Bundesländern anzubieten. Vor allem am Anfang bedeutete das auch, dass Mitarbeiter:innen des Institutes direkt in den Ort gegangen sind, wo Wölfe gesichtet wurden und die lokale Bevölkerung aufgeklärt haben.

Institut LUPUS

LUPUS übernimmt bis heute Aufklärungsarbeiten und führt auch Wolfsmonitoring durch. Das Monitoring wird hauptsächlich mit Schnüffelhunden durchgeführt. Diese werden trainiert, sodass sie Wolfslosungen auffinden und anzeigen. Es werden auch genetische Analysen gemacht. Inzwischen gibt es in Sachsen 44 Wolfsterritorien, d. h. 38 Rudel, vier Paare und zwei Einzeltiere (Monitoringjahr 2022/2023). Während unserer Exkursionen haben wir Nutztierhalter:innen mit unterschiedlichsten Betrieben getroffen, z. B. einen Pferdebetrieb, der hauptsächlich vom Tourismus lebt, und eine Nutztierhalterin, die Landschaftspflege betreibt. Nutztierrisse sind nicht selten, sind aber in den Augen der Betreiber:innen eher das kleinere Problem. Wie wir es auch schon von unseren Projektregionen kennen, fehlt hauptsächlich die Förderung, v. a. für laufende und Personalkosten. Die Tiere der besuchten Betriebe werden hauptsächlich mit Elektrozäunen geschützt; teilweise sind auch Schäfer:innen anwesend, wenn die Tiere frei weiden. Herdenschutzhunde waren bei keinem der Betriebe im Einsatz. Wenn hie und da mal ein Tier gerissen wird, ist es nie eine große Aufregung für die Betriebe, erzählen sie.

Fachstelle Wolf

Nach einem Riss ist die Fachstelle Wolf am Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zuständig für die Rissbegutachtung und alle weiteren Maßnahmen. Während der Begutachtung wird der Betrieb kontrolliert, darunter auch die Tiergesundheit. Je nach Tierart, Anzahl an vorhergehenden Rissen und Schutzmaßnahmen werden auch Kompensationen für das Tier bezahlt.

Im Austausch miteinander konnte das Projektkonsortium als auch die Leute vor Ort Neues lernen und sich ein Bild von der Situation in anderen (Wolfs-)Gebieten machen. Außerdem konnten die Projektpartner während der Exkursionen jede Menge über die Lausitz und ihre Bewohner, den Sorben, lernen. Die Teichlandschaft und ehemalige Tagebaulandschaft wurden auch thematisiert und ein Einblick in die Vogel-, Fisch- und Amphibienwelt wurde uns geboten.

Partnermeeting

Das LIFEstockProtect-Projekt geht schon langsam auf das letzte Projektjahr zu, da gibt es noch einiges zu erledigen. Bis zum Projektende werden noch zwei Konferenzen stattfinden, eine davon im Oktober 2024 in Südtirol. Die Planung dafür ist schon auf sehr gutem Wege. Die Abschlusskonferenz des Projektes wird nächstes Jahr in Österreich stattfinden. Auch dafür wurden schon viele Ideen und Input aller Partner gesammelt. Außerdem wird während der Konferenz im Oktober auch die Ausstellung im Naturmuseum Bozen eröffnet.

Seit dem letzten Partnermeeting in Bozen wurde auch viel weitergebracht: Die Schnüffelhunde wurden auf einem Betrieb mit Riss eingesetzt, um Wolfsspuren zu suchen; leider wurden sie nicht fündig. Die im Projekt ausgebildeten Herdenschutzhunde wurden vom Österreichzentrum zertifiziert und die Finanzierung für die zertifizierten Hunde schon um einiges erhöht. Mit Hilfe des Österreichszentrum und seinem Lobbying wird das Projekt versuchen, die Finanzierung noch weiter zu erhöhen.

In den C-Actions des Projektes wurden auch weitere Meetings mit unterschiedlichen Stakeholdern abgehalten; darunter waren Tourismus-Management-Organisationen, Journalisten und Politiker:innen. Eine Exkursion führte die teilnehmenden Stakeholder in die Abruzzen, in den Nationalpark von Majella, während eine zweite nach Deutschland, zum Truppenübungsplatz Wildflecken ging.

Weiters hat das Projektkonsortium über die Wintermonate hinweg auf verschiedenen Messen ausgestellt, darunter auf der Bio Life in Bozen, der Pferd Bodensee und der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Alle Messebesuche waren ein voller Erfolg und das Projekt plant auch im kommenden Jahr auf verschiedenen Ausstellungen dabei zu sein. Unsere Webinarreihe zum Thema Herdenschutz, organisiert von BIO Austria, kam gut an und kann auf unserem Youtube-Kanal nachgeschaut werden.
Das abschließende Feedback der Partner fiel gut aus; alle waren froh, sich wieder einmal persönlich sehen und austauschen zu können.

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