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Autoren: Jan Wieczor/Christian Raffetseder
Am Stilfser Joch wurde in der diesjährigen Saison Herdenschutz mithilfe von Herdenschutzhunden aus den Abruzzen praktiziert. Die junge Hirtin Celia Martínez Aragon war den ganzen Sommer mit einer gemischten Gruppe aus Ziegen und Schafen auf den Almen unterwegs. Jetzt im Herbst steht die Herde kurz vor dem Abtrieb ins Tal.
Im Rahmen des Projekts LIFEstockProtect organisierte die Partnergemeinschaft eine Exkursion zum Stilfser Joch, bei der Stakeholderinnen und Stakeholder aus Südtirol und Österreich in Kontakt mit Hirtin, Herde und Herdenschutzprojekt kamen. Hintergrund für die Schutzmaßnahmen auf der Alm sind vorangegangene Wolfsrisse und eine permanente Bedrohung durch residente Rudel, welche neue Wege im Herdenschutz erforderten.
Mit Herdenschutzhunden auf Tuchfühlung
Oktober 2022 besuchten Interessierte die verbliebenen Tiere der ursprünglich über 400 aufgetriebenen Schafe und Ziegen und konnten Einblicke in die Arbeit mit Herdenschutzhunden erlangen. Die Maremmano-Herdenschutzhunde kannten die Tiere, welche von vielen verschiedenen Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer in eine temporäre Herde zusammengeführt wurden, vorher nicht. Auch die Paarhufer waren die Anwesenheit der großen weißen italienischen Hunde nicht gewohnt.
Zu Beginn mussten sich Hunde und Schafe erstmal kennenlernen, nach anfänglicher Scheu wurden die Hunde in die Herde integriert.
Celia Martinez-Aragon stammt aus Spanien und kam nach Südtirol um ihr Hirtenwissen auf die Probe zu stellen.
Die Exkursionsteilnehmende konnten sich von der Gelassenheit der Vierbeiner überzeugen. Als der Zaun überschritten wurde, kamen die Herdenschutzhunde für ein paar herzliche Begrüßungen zu den Besucherinnen und Besuchern gelaufen, die Schafe ließen sich durch diese Ablenkung kaum beim Fressen stören.
Neue Herdenschutzmaßnahmen erforderlich
Ähnlich wie auf dem Stilfser Joch stehen die Hirtinnen und Hirten sowie Landwirtinnen und Landwirten auf vielen Almen im Alpenraum vermehrt unter Druck. Mit zunehmender Wolfsdichte und wandernden Einzeltieren sind die aufgetriebenen Herden in Gefahr. Die teilweise permanente Anwesenheit der Beutegreifer erfordert neue Wege und Managementkonzepte im Herdenschutz. Eine potenzielle Maßnahme ist in manchen Regionen, die kleinen Herden zusammenzuführen und somit eine ständige Behirtung finanzierbar zu machen. Ob und wie hochgelegene Almen erhalten werden können, lässt sich nicht universell beantworten. Im alpinen Raum sind wolfssichere Festzäune aufgrund des schwierigen Geländes schwer einsatzbar.
Am Stilfser Joch wurde für diese Saison eine Möglichkeit gefunden, wie Herdenschutz mit aktiver Behirtung und Herdenschutzhunden erfolgreich umgesetzt werden kann. Um die Almen als wertvolle Lebensräume zu erhalten, müssen wir als Gesellschaft proaktiv Landwirtinnen, Landwirten und Hirtenwesen unterstützen. Dazu kommen ökonomische Schwierigkeiten für die Hirtinnen und Hirten, die heimische Fleischproduktion wird durch günstiges Importfleisch bedroht. Auch sind Produkte wie Schafwolle oder auf der Alm produzierter Käse im Rückgang, da Konsumentinnen und Konsumenten nicht bereit sind Preise zu zahlen, die wiederum die anstrenge Arbeit der Produzentinnen und Produzenten entlohnen. Gleichzeitig werden aber mit Klimawandel und zunehmender Verbuschen die Dienstleistungen der Herden im alpinen Bereich immer wichtiger. Die grasenden Tiere verhindern Verbuschung der Almbereiche, schützen den Boden vor Erosion und tragen maßgeblich zur Biodiversität bei. So liegt es letztendlich auch am Konsumenten und der Bevölkerung diese extensive Form der Bewirtschaftung zu bewahren.
Super, der Auftritt auf der Grünen Woche wird auf jeden Fall viel Aufmerksamkeit bringen !!!
Ich wünsche Euch Gute Kontakte und Gespräche.
LG aus Südtirol
Danke Ihnen Uns geht es nicht um Aufmerksamkeit sondern das sich betroffen informieren können, welche legalen Methode unter den derzeitigen Rechtlichen Rahmenbedingungen sich für Weidetierhaltung überhaupt anbieten. Hier ist Erfahrungsaustausch wichtig.
Vielleicht sieht man sich ja in Berlin.